Hochsensible Menschen nehmen Ihre Umwelt und Innenwelt intensiver wahr: sie sehen, riechen und fühlen ohne Filter, und nehmen mehr Details wahr als ihre Mitmenschen. Etwa 15-20 Prozent aller Menschen gelten als hochsensibel, und viele von ihnen wissen es nicht. Hochsensible Menschen nehmen Reize stärker wahr, fühlen sich schneller durch zum Beispiel grelles Licht, große Menschenmengen oder laute Geräusche gestresst. Sie haben ein reiches Innenleben, und spüren jede Emotion intensiv, sowohl ihre eigenen, als auch die ihrer Mitmenschen. Sie sind schnell interessiert und werden schneller von Dingen gefesselt, ermüden jedoch auch schneller, und brauchen mehr Ruhe und Auszeiten, um all die Eindrücke zu verarbeiten. Hochsensibel zu sein ist sowohl kräftezehrend als auch bereichernd, angsterregend als auch spannend, verbindend als auch trennend. Hochsensibilität bietet jedoch vor allem die Chance eines besseren Zugangs zu verborgenen Schätzen der Weisheit. Sie bietet die Möglichkeit der tiefen Erfahrung von Glück und Erfüllung. Hochsensible Menschen sehnen sich nach Stille, wenn die Welt um sie herum beschleunigt, und nach Besinnung, wenn andere blind auf Gewinnmaximierung aus sind. Diese Haltung bietet die Chance die Wahrheiten des Lebens zu ergründen, denn dafür muss ein Mensch fähig sein sich einzufühlen in das, was er noch nicht kennt. Hochsensible Menschen besitzen diese Fähigkeit, und darin liegt ihre Chance auf ein erfülltes und glückliches Leben.
Hochsensibilität kann sich überwältigend anfühlen, wird jedoch zur Quelle der Kraft wenn man sich ihrer bewusst wird. Hochsensibilität ist eine Gabe, welche man nur zu nutzen kennen muss.
Das Erkennen der eigenen Hochsensibilität ist für viele eine Art nach Hause kommen. Zum ersten Mal spüren sie das Gefühl von Bedeutung und Sinnhaftigkeit. Die einzelnen zerstreuten Puzzleteile fügen sich zusammen und ergeben ein sinnvolles Bild. Dieses Gefühl des nach Hause kommens ist für viele Hochsensible ein Moment der Katharsis. Die Hochsensibilität ist kein Hindernis mehr, sondern eine kostbare Fähigkeit sich selbst und seine Umwelt zu erfahren und seine Eigenart als Teil des Großen Ganzen zu betrachten. Für viele ist das Erkennen der eigenen Hochsensibilität ein Ausgangspunkt für Genesung, das Beheben der Schäden die man sich selbst durch Unkenntnis zufügte. Der Begriff kam zuerst in den 90er Jahren auf, geprägt und erforscht von der Amerikanischen Psychologin Dr. Elaine N. Aron. Ihre Forschungsergebnisse packte sie in ihr Buch The Highly Sensitive Person, welches mittlerweile in 70 Sprachen erhältlich ist und als Standardwerk zum Thema gilt. Elaine N. Aron betonte in ihren Studien, dass Hochsensibilität keinesfalls mit Ängstlichkeit oder Introversion gleichgesetzt werden dürfe. Denn auch positive Gefühle wie Neugier und Freude erregen das Nervensystem hochsensibler Menschen. Sie betont Hochsensibilität sei ein Persönlichkeitsmerkmal, eine natürliche Überlebensstrategie die noch heute den Menschen Vorteile bringt. Aron sagt, Hochsensibilität habe es schon immer gegeben, Sie habe dem Persönlichkeitsmerkmal lediglich einen Namen gegeben. Durch ihre Forschungen ermöglichte Aron hochsensiblen Menschen zu verstehen, wer sie sind. Oft werden Hochsensible Menschen als schüchtern, introvers oder ängstlich abgetan. Dies lässt sie missverstanden fühlen und erweckt im schlimmsten Fall das Gefühl, sie seien nicht gut genug oder stünden sich und anderen im Weg. Die altbackene Auffassung, dass etwas mit einem Kind nicht stimmt, das in der Gruppe zurückhaltend und schüchtern wirkt, ist falsch.
So fand der amerikanische Professor Stephen Suomi, der mit Rhesus-Affen arbeitet, heraus, dass die Affenbabys, die in Situationen oft ängstlicher oder aufgeregter reagierten, oft ausgeprägtere soziale Fähigkeiten besaßen als andere. Elaine N. Aron ist der Meinung, diese Erkenntnis lasse sich auch auf Menschen übertragen und meint, dass wir dringend mehr Hochsensible in Führungspositionen wie z.B. im Firmenmanagement oder in der Politik brauchen. Die Welt würde sich dadurch verbessern meint sie, da hochsensible Menschen weiter im Voraus denken und Entscheidungen besser und verantwortungsvoller treffen können. Sie bemerken schnell Schieflagen im Team und haben die Fähigkeit zwischen den Zeilen zu lesen. Sie merken schnell, wenn jemand unehrlich ist oder böse Absichten hat. Außerdem sind sie gute Zuhörer und nehmen Rücksicht auf andere.
Die folgenden Übungen und Tipps zeigen, wie man Hochsensibilität positiv für sich nutzen kann.
1. Antennen neu ausrichten
Hochsensible nehmen die feinsten Signale und Schwingungen wahr. Ihre Antennen der Wahrnehmung sind sowohl der Schwachpunkt als auch die grösste Stärke der Hochsensiblen. Wenn sie lernen können, ihre Aufmerksamkeit gezielt zu lenken, vermeiden sie Reizüberflutung und Stress.
Dazu kann es ihnen helfen, sich bewusst zu machen, was sie gerade um sich herum wahrnehmen. Das Aufschreiben auf Papier hilft, die Eindrücke zu visualisieren und bringt Ordnung in die Gedanken. Außerdem sollten Hochsensible sich fragen, welche Reize sie in Zukunft weniger stark an sich heranlassen möchten und diese bewusst ausblenden.
2. Bewusstes Denken
Für Hochsensible ist es wichtig, zentriert und bei sich selbst zu bleiben. Viel zu oft richten sie ihren Fokus nach Außen und lassen sich schnell von ihrer Umwelt beeinflussen. Die Frage sind das grade meine Gefühle/Gedanken/Empfindungen, oder lasse ich mich grade beeinflussen? kann Klarheit über das eigene Innenleben schaffen und Hochsensible davor bewahren ihre kostbare Energie unnötig zu verschwenden.
3. Persönliche Grenzen setzen
Hochsensible Menschen nehmen oft so viele Reize wahr dass sie vergessen, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten. So kann es sein dass sie geduldig zuhören und mitten im Gespräch gereizt antworten. Dies geschieht dann, wenn sie zu spät merken, dass sie ihre eigenen Grenzen verletzt haben. Dann reagieren sie radikal, mit voller Wucht- und stoßen bei ihren Mitmenschen dabei auf Verständnis- oder Ratlosigkeit. Wichtig für Hochsensible ist es deshalb, klare Grenzen zu ziehen und klar zu kommunizieren was sie gerade brauchen und sich ggf. zurückzuziehen.