Sich von Altersgenossen, Freunden oder von der Familie zu unterscheiden führt oft zu starker Orientierungslosigkeit. Besonders schwierig ist es für Homosexuelle (auch Bisexuelle, Pansexuelle oder Asexuelle), die eigenen Gefühle zu akzeptieren.
Doch die Fähigkeit, die eigene sexuelle Orientierung so zu leben, um dabei glücklich zu sein, wird oft durch Scham- oder Schuldgefühle bedroht.
Das Coming-out ist ein wichtiger und entscheidender Moment in der Homosexualität. Dies Freunden oder der Familie mitzuteilen ist normalerweise mit beträchtlicher Furcht geprägt.
Was bedeutet Coming-out?
Coming-out ist ein englischer Begriff und bedeutet herauskommen, der in der Homosexualität oder anderer sexueller Orientierung verwendet wird. Es erfordert meist viel Mut, die Befürchtung abgewiesen zu werden, zu überwinden.
Wenn Sie jedoch offen und ehrlich über Ihre Gefühle sprechen können, wird Ihr Leben mit großer Wahrscheinlichkeit leichter werden, als wenn Sie sich immer verstecken müssen und ein Geheimnis mit sich tragen. Dazu ist es wichtig, sich über viele Dinge des Lebens Gedanken zu machen.
Das Coming-out ist ein Prozess
Der erste Schritt dazu ist, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Sie müssen zuerst Ihre sexuelle Orientierung anerkennen und akzeptieren. Erst dann können Sie es Ihrer Familie oder Freunden erzählen. Vielleicht entscheiden Sie sich auch dazu, erst den Menschen etwas davon zu erzählen, die Ihnen nahestehen.
Hinzu kommt, dass ein Coming-out nicht nur eine einmalige Sache ist. Im Leben begegnen uns viele Menschen, die heterosexuell sind. So wird es zu einem fortlaufenden Prozess, bei dem Sie entscheiden, wo und wann Sie sich outen möchten. Dies ist meist abhängig von der Situation.
Gesellschaftliche Vorurteile
Obwohl wir in einer modernen Gesellschaft leben, ist es immer noch schwierig, seine Sexualität frei und offen auszudrücken. Es sind Klischees und gesellschaftliche Vorurteile, die Menschen dazu zwingen, Ihre sexuelle Identität zu verbergen.
Doch es bedeutet Freiheit und Erleichterung, zuerst sich selbst zu akzeptieren und sich dann den anderen zu offenbaren. Es ist ein wunderbares Gefühl, dass die eigene Persönlichkeit stärkt und das Selbstwertgefühl steigert. Niemand sollte sich dafür schämen müssen, in welcher Art und Weise er lieben möchte.
Coming-out - Tipps
Es gibt kein Handbuch, wie Sie anderen Menschen darlegen können, dass Sie nicht heterosexuell sind. Aber es gibt einige Dinge, die Ihnen nützlich bei Ihrer Entscheidung sein können.
Wählen Sie den richtigen Moment
Es ist wichtig, dass Sie sich selbst ganz im Klaren darüber sind, dass Sie sich offenbaren möchten. Wenn Sie selbst verwirrt sind oder sich unter Druck gesetzt fühlen, können Sie sich den Antworten nicht selbstbewusst und frei stellen.
Bereiten Sie den Boden dafür vor
Sie können Ihr Umfeld auf die Reaktionen testen, indem Sie in einem Gespräch über Homosexualität sprechen, wie zum Beispiel über einen Freund, der homosexuell oder bisexuell ist. So können Sie sehen, wie Ihre Familie reagiert. Das kann Ihnen einen gewissen Spielraum geben.
In den meisten Fällen wird es keinen Konflikt geben, da die Eltern es bereits ahnen und es als normal akzeptieren.
Zudem können Familienmitglieder ihre Einstellung ändern, wenn es sich um eine nahe Person handelt. Es gibt viele Menschen, die als homophob galten, doch wenn es sich dabei um jemanden aus der Familie handelt, ist die Akzeptanz und das Verständnis höher.
Suchen Sie nach Verbündeten
Es ist von Vorteil und wichtig, bei dem Coming-out Unterstützung zu haben. Suchen Sie nach Verbündeten in Ihrer Familie, im Freundeskreis oder in Ihrem schulischen oder beruflichen Umfeld. Mittlerweile gibt es einige LGTB-Verbände, die Angebote in dieser Richtung unterbreiten.
Es ist normal, wenn Sie sich nicht gleich der ganzen Familie offenbaren, sondern jemanden heraussuchen, dem Sie am meisten vertrauen und sich in dessen Gegenwart wohlfühlen. So können Sie ein besseres Klima schaffen, sich dem Rest der Familie zu öffnen. Befürchtungen und Unsicherheiten können dadurch ebenso leichter überwunden werden.
Schlechter Zeitpunkt für ein Coming-out
Wenn es zu Konfrontationen in einer Diskussion kommt oder andere Schwierigkeiten in der Familie bestehen, sollten Sie ein Gespräch über Ihre sexuelle Orientierung besser auf einen ruhigen Moment schieben. Um darüber zu reden, sollte das Umfeld so positiv und angenehm wie möglich sein. Jede Situation ist für den Einzelnen unterschiedlich.
Coming-out - Schritt für Schritt
Das Coming-out ist keine Frage von ein oder zwei Tagen. Der Prozess kann Monate, sogar Jahre dauern. Es hängt alles von dem Umfeld ab, in dem Sie sich entwickelt haben.
Wenn Sie zum Beispiel die Arbeitsstelle wechseln, können Sie wieder konfrontiert werden. Es ist im Prinzip auch eine Situation, in der man für andere als heterosexuell gilt.
So müssen Sie jedes Mal, wenn Sie Ihre Umgebung ändern, von vorne beginnen. Es ist ein Prozess von Stufen, die nie zu enden scheinen.
Coming-out hat kein Alter
Das Sichtbarmachen Ihrer Homosexualität ist eine persönliche Entscheidung, daher gibt es kein vorgeschriebenes Alter dafür. Jeder muss in seinem eigenen Tempo leben. Doch je früher Sie sich dazu entscheiden, desto besser ist es. Es werden innere Konflikte und vielerlei Befürchtungen vermieden, mit denen Sie meistens alleine zurechtkommen müssen.
Es ist Ihr Leben!
Befürchtungen zu haben, sich dem Moment des Coming-outs zu stellen, ist normal. Doch wenn dies überwunden wird, dann wird es Ihr Leben verändern. Es ist eine Befreiung von all den Zwängen und der Heimlichkeit, die Ihr Glück massiv einschränken.
Das Tuscheln hinter vorgehaltener Hand von anderen wird es leider immer geben. Doch es ist Ihr Leben, Ihr Glück und Ihre Entscheidung, so zu leben, wie Sie selbst sind. Wenn jemand dies nicht akzeptieren kann, dann müssen Sie versuchen, darüber hinweg zu schauen. Es ist auch gut, sich klar zu machen, dass bei homophoben Menschen der Horizont etwas eingeschränkt ist.
Dies sollte Sie nicht dazu bringen, ein Leben zu führen, mit dem Sie sich nicht identifizieren können. Distanzieren Sie sich von solchen Menschen und fangen Sie an, so zu leben, wie Sie sind, frei und in Ihrer persönlichen Art zu lieben.