Der Menschen tanzt, solange man denken kann und dreht sich dabei besonders gerne im Kreis. Tanzen und die körperliche Ausdrucksweise hat in jedem Volk und in jeder Kultur ihren festen Platz. Überliefert und an die nachfolgende Generation weitergegeben, sind Tänze Ausdruck vieler verschiedener Emotionen, aber auch gesellschaftlicher Konventionen. In jedem Menschen wohnt das Gefühl für Takt, Rhythmus und Bewegungsimpuls bei. Vom Kleinkind bis zum Greis - im Kreis drehen und tanzen zählt zu den ältesten kulturellen Ausdrucksarten und kann von Menschen in jedem Lebensalter vollzogen werden.
Als Ritual angewandt, folgen Tänze nach vorgegebenen Regeln. Dabei gibt es je nach gesellschaftlichen Gepflogenheiten und Konstellationen auch unterschiedliche Tanzgattungen wie z.B. Reigen- oder Waffentänze oder Figurentänze. Eingebunden sind rituelle Tänze stets in religiösem Kontext und dem gemeinsamen Glauben an Götter oder Geister. Rituelle Tänze können harmonisierend wirken.
1.Ritueller Kreistanz
2.Tanzbräuche
3.Volkstänze
4.Religiöse/Spirituelle Tänze
5.Trancetänze
6.Derwische - Das Tanzen um sich selbst
7.Freier Ausdruckstanz
8.Tanz als Bildungsauftrag
9.Tanz kann mehr
Ritueller Kreistanz für die energetische Verbindung
In Deutschland wird der Rituelle Kreistanz an vielen Orten angeboten. Er verbindet die Kräfte der Naturenergie und führt zu den matriachalen Wurzeln des Jahreskreises. Die tänzerische Bewegung entsteht durch die stete Umkreisung der Mitte mit einfachen Tanzschritten. Die davon ausgehende spirituelle Erfahrung wird in den Alltag mitgenommen. Eine energetische Verbindung mit der Lebensenergie und der Gemeinschaft, mit den Zyklen der Natur und des Lebens - durch den rituellen Kreistanz kann diese Erfahrung jedem Menschen einen ganzheitlichen Weg zur inneren Harmonie eröffnen.
Tanzbräuche als Tradition in vielen Kulturen
Der Tanz und die Bewegung im Kreis besteht dabei seit vielen Jahrtausenden als fester Bestandteil in den unterschiedlichsten Kulturen. Als Zeichen der Tradition werden bestimmte Tanzschritte innerhalb einer Gemeinschaft an die nächste Generation weitergegeben. Gemeinsam wird ein Tanz als Brauch gepflegt und ausgeübt, wie zum Beispiel zu wiederkehrenden Anlässen. Bei Ritualen, jahreszeitlichen Feiern, Geburten oder Hochzeiten werden Tänze als Ausdruck der Freude und Zufriedenheit vorgeführt.
Verschiedene Volkstänze
Volkstänze sind Tänze, die regional unterschiedlich als Bräuche von einer bestimmten Gruppe oder Gemeinschaft absolviert werden. Meist in Tracht werden diese Tänze nach original Noten und Beschreibungen in fast allen Kulturen auf der Welt ausgeübt. Bei modernen Interpretationen handelt es sich dagegen um folkloristische Tänze. Zu den niederdeutschen Volkstänzen zählen beispielsweise im norddeutschen Raum die Kreistänze, Reihentänze und Sechs- sowie Achtpaartänze. Unzählige weitere Volkstänze (Bauchtanz, Schwerttanz, Schuhplattler) werden in allen Regionen der Erde auf unterschiedlichste Art und Weise praktiziert.
Religiöse/Spirituelle Tänze
Aus religiösen Motiven heraus fand der Tanz auf der ganzen Welt seine Beachtung. Noch in der Antike glaubte man, der Tanz sei eine Erfindung der Götter, weshalb bereits im frühen Ägypten die Priester sich nach bestimmten Rhythmen bewegten. Während im Christentum der Tanz als Ausdruck des rituellen Lebens weniger geläufig war und bis in das 20. Jahrhundert so gut wie keine Rolle spielte, konnten in anderen Religionen viele Menschen ihren Glauben damit Ausdruck verleihen.
Als Technik angewandt, um das Bewusstsein zu erweitern, waren und sind spirituelle Tänze von großer Bedeutung in vielen Kulturen auf dieser Welt. Atem, Klang und Bewegung sollten von Harmonie zeugen und eine Einheit bilden.
Durch Kreisbewegung zum Trancetanz
Als spezielle Art von religiösem Tanz ist der Trancetanz in einigen Kulturen verbreiten. Bei ihm versetzen sich die Tänzer durch ihre Bewegungen in Trance. Dabei werden auch andere Praktiken (z.B. Atemtechniken) zu Hilfe genommen. Als sehr bekannt gilt der Sonnentanz oder Geistertanz nordamerikanischer Indianer. Aber auch die Sufis, Mitglieder einer muslemischen Ordensgemeinschaft, betreiben den Trancetanz. Dabei heißen die Tänzer, welche sich um die eigene Achse drehen, Derwische und sind für ihre Bescheidenheit und Disziplin bekannt.
Derwische - Das Tanzen um sich selbst
Der Drehtanz um die eigene Achse mit ausgestreckten Armen wird in den unterschiedlichen Sufi-Orden teils mit Atemübungen oder Rezitationen verbunden. Er wird von instrumentaler Musik, meist Trommeln, begleitet. Die Tänzer, auch Derwische genannt, leben häufig in Askese, abgewandt von irdischen Reichtümern. Sie sind in unterschiedlichen Orden auf der ganzen Welt organisiert, leben nach Mönchsregeln und sind über eine spirituelle Kette mit dem Propheten Mohammed verbunden. Sema, so wird der Drehtanz auch genannt, bildet das Herzstück der Sufi-Übungen, welche des Weiteren auch noch Meditation und Atemübungen umfassen.
Ziel des Drehtanzes ist die Zentrierung und Kanalisierung von Energie. Ein Derwisch dreht sich um sein eigenes Herz links herum, genau wie Atome um den Atomkern oder die Planeten um die Sonne. Als wissenschaftlich anerkannt gilt die Drehbewegung als Voraussetzung für unsere Existenz. Dementsprechend gibt es keinen Menschen oder kein Objekt, welches sich nicht drehen kann, denn alle Wesen bestehen aus Atomen und sich drehenden Elektronen und Protononen. Ein Derwisch (auch Semazen) nimmt nur bewusst an den Drehbewegungen teil, derer alle anderen unbewusst immer unterworfen sind. Verstand, Herz und Körper werden beim Drehtanz zueinander geführt.
Westliche Trancetanz - Freier Ausdruckstanz
Den westlichen Trancetanz nennt man häufig auch freien Ausdruckstanz. Er wird im Rahmen von der alternativen Seelenkunde oder auch bei der Selbsterfahrung praktiziert. Oftmals werden auch Bezeichnungen wie Neoschamanismus oder Tanztherapie gebraucht. In den letzten 40 Jahren werden durch den immer stärker ausgeprägten Wunsch nach Entspannung oder der Entwicklung von Kreativität oder Spiritualismus Örtlichkeiten aufgesucht, in denen das Erlernen von Trancetänzen angeboten wird.
Keine bestimmten Bewegungen werden vorgeschrieben, will man den intuitiven Tanz ausprobieren. Einzig aus sich selbst und dem inneren Gefühl heraus kann sich bewegt werden. Allein oder in einer Gruppe. Zu Hause oder in einem Studio. Nur die Musik zählt und das Fallenlassen, damit das körperliche Ungleichgewicht durch diese Art des Tanzes aufgehoben und Blockaden gelöst werden können.
Tanz als Bildungsauftrag
In der heutigen Zeit wird dem Thema Tanz viel Beachtung geschenkt. Als hautnah, unmittelbar und an Körperlichkeit gebunden, ist der Tanz auch Anknüpfungspunkt an kulturelle Bildung. Jede Erfahrung, die gemacht wird, ist an den Körper gebunden und mit ihm verbunden. Dementsprechend wird auch von jedem der Tanz subjektiv wahrgenommen.
Er eröffnet damit vielerlei Ausdrucksmöglichkeiten für unterschiedliche Menschen. Ob in der Schule oder außerhalb, immer mehr Angebote werden jungen und alten Menschen gemacht, damit sie gemeinschaftlich die Erfahrung des Tanzens teilen können. Die pädagogische Grundidee der Bildung des Menschen durch und mit Kunst, zu welcher auch der Tanz gehört, steht dabei immer im Vordergrund.
Tanz kann mehr
Noch mehr als die Sprache kann das Tanzen als Kommunikationsmittel eingesetzt werden. Unmittelbarer Ausdruck, das Erreichen tieferer Schichten unseres Bewusstseins und die hervorgerufenen starken Reaktionen - durch den Tanz besitzt der Menschen die Möglichkeit, mit jedem anderen Menschen auf dieser Welt zu kommunizieren. Keine Sprachbarrieren, die man überwinden muss. Keine kulturellen oder religiösen Unterschiede, die zu beachten sind. Der Tanz ist ein weltweites Phänomen. Ob mit vorgegebenen Bewegungsformen oder frei, tanzen kann jeder!
Das Herz schlägt schneller, der Sauerstoffgehalt des Blutes steigt, die Muskeln straffen sich - der Tanz ist Fitnesstraining und fördert das Körperbewusstsein genauso wie den Gleichgewichtssinn. Schon in den Vierzigerjahren wurde der Tanz als Methode entwickelt. Durch Tanz kann die Körperwahrnehmung gesteigert werden.